Rafting auf dem Sambesi River

2016 Simbabwe: Rafting auf dem Sambesi River



Hätte ich, als ich um 5:30 Uhr wach wurde, geahnt, was der Tag bringen würde, wäre ich vielleicht einfach liegen geblieben. Aber hellseherische Fähigkeiten wollten sich einfach nicht bei mir einstellen. Also war ich frohen Mutes aufgestanden als der Wecker um 6 Uhr ging und gespannt auf das Rafting. Frühstück war für 6:30 Uhr bestellt. Auf Nachfrage gab es dann auch Rührei mit Würstchen. Frank war glücklich, dass er endlich mal kein „Vogelfutter“ Essen musste. Vogelfutter (Cornflakes, Müsli) gab es natürlich auch, ebenso Toast mit Marmelade und Muffins.

Um 7:15 Uhr wurden wir von Captain Morgen zum Rafting abgeholt.

Am Startpunkt gab es, mit den übrigen Wagemutigen, eine Einweisung. Danach haben wir noch unsere Leben weggezeichnet (eine Enthaftungserklärung unterzeichnet), es gab eine Info über die Bilder und den Film den wir nachher bestellen konnten. Beides zusammen zum „Schnäppchenpreis“ von 45 USD.

Voll ausgerüstet ins Rafting Abenteuer



Ausgestattet wurden wir mit T-Shirt, Weste, Helm und Paddel. Alle man auf den Truck, wieder raus und dann die Schlucht runter marschiert. Zwar gab es Metallleitern, aber die steilen Stufen waren nicht einfach zu laufen. Zur Entlastung meines rechten Knies belastete ich das linke Bein mehr, was ich ganz gut im linken Oberschenkel spürte.



19 Touris wurden auf 3 Boote aufgeteilt, dazu kamen 7 Guides.

Bis auf die 2 Schweizer Mädels war unsere Drifters Gruppe komplett. Zusammen mit Kojak und Collin bestiegen wir ein Boot. Schon bei der Einweisung war die „Präsentation“ von Kojak einfach nur gut. Das sollte also was mit ihm werden…

Im Boot lernten wir zunächst die Kommandos und übten paddeln. Das Kommando „jump“ hatte ich erst gar nicht so ernst genommen, aber als dann alle ins Wasser sprangen ging ich auch über Bord. Danach lernten wir dann das wieder ins Boot reinziehen.

19 Stromschnellen warteten auf uns



Es konnte losgehen! 19 Rapids warten beim Rafting auf uns. Die ersten drei meisterten wir ganz gut. Bei der 4. hat es dann das ganze Boot geflippt. Die rechte Seite verstand das Kommando falsch (aber vielleicht wäre es auch so schief gegangen) und dann nahm das Elend seinen Lauf. Beim Kommando „down“ gingen wir runter und im nächsten Moment kippte auch schon das Boot. Ich bekam einen Schlag von einem Paddel ab und zack, war ich unterm Boot. Wie gut, dass da ein luftleerer Raum war. Mein Paddel hatte ich noch in der Hand. Ich tauchte dann unter dem Boot hervor, fing noch ein Paddel und hielt mich mit der linken Hand am Seil fest, dass außen am Boot befestigt war.



Collin war auch direkt da. Kojak rief, dass wir das Boot umdrehen sollten. Ich begann den Fehler das Boot loszulassen, trudelte erst am Rand entlang und dann hatte es mich auch schon rausgetragen. Die anderen waren teilweise länger unter Wasser, hatten blaue Flecken davon getragen. Wir waren aber auch ganz schön nah rechts an den Felsen bevor wir gekippt waren.

Das Boot und die meisten anderen waren auf der linken Flusseite. Wie schon erwähnt trieb mich die Strömung davon, als ich versuchte nach links zu den anderen zu schwimmen. Eins der Rettungskajaks war ein Stück von mir entfernt und ich rief um Hilfe. Irgendwer aus unserer Truppe trieb schon weiter voraus. Das Kajak sammelte dann zuerst mich auf. Ich klammerte mich vorne am Kajak fest, wie wir es gezeigt bekommen hatten.

Was hatte ich nur getan?



Der Guide nahm meine beiden Paddel und wir steuerten auf die andere Person zu. Zwischendurch kam ein „oh shit“ und ich dachte „scheiße, was habe ich nur getan“, zumal ich ja in keiner brenzligen Lage gewesen war. Er warf die Paddel weg und paddelte selber kräftiger. Dabei wäre ich beinah verloren gegangen, weil der Wasserverlauf etwas unruhig war. „Oh shit“! Mein Gott, was hatte ich nur getan? So schlecht war meine Ausgangslage ja gar nicht.


Eins der anderen Boote sammelte mich dann auf und das Kajak konnte die andere Person retten. Es war der Norweger. Unser eigentliches Boot war inzwischen wieder gerichtet und bis auf uns vollzählig. Die Paddel waren auch eingesammelt worden. Wir wurden übergeben und es konnte weiter gehen mit unserem Rafting Abenteuer.

Gibt es keine Ausstiegsmöglichkeit?



Hätte man mir hier und jetzt die Möglichkeit gegeben aus der Schlucht herauszuklettern, ich glaub, ich wäre echt gegangen und hätte einen Haken an diese Rafting Erfahrung auf dem Sambesi River gemacht. Wenn es uns schon an der 4. Stromschnelle umhaut, die auch noch den schönen Namen Morning Glory trug, wie sollten wir dann die anderen noch folgenden 15 Stromschnellen überleben? Für Kojak war es wohl das erste Mal, dass das Boot an dieser Stelle gekippt war. Ja, dass ließ hoffen. Stromschnellen werden in 6 Stufen eingeteilt. Diese hatte eine 4+. Stufe 6 ist nur was für Profis.

Die Auswirkungen des Schlags, den ich beim Kippen abbekommen hatte, konnte ich schon spüren und die Schwellung war sichtbar. Immerhin waren die Zähne noch drin und es floss kein Blut. Und wie meinte Kojak „you are still alive“. Ja, da hat er Recht!

Mit einem mulmigen Gefühl, vielleicht könnte man es auch als Angst bezeichnen, paddelte ich weiter. Was werden die anderen 15 Rapids bringen? Immer wenn es wohl etwas kritisch wurde zog Kojak meine Schwimmweste noch etwas strammer. Das trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei.

Genaue Anweisungen beim Rafting befolgen



Vor jeder Rapid erklärte Kojak uns, was uns erwartet, wie wir uns ggfs. verhalten müssten wenn wir kippen (z. B. mittig bleiben oder Paddel wegwerfen und wie eine Bohne zusammenkrümmen), oder welche Kommandos er geben wird.


Bei einer Rapid konnten wir zwischen Einfach (= 45 % Chance zu kippen) und Schwierig (= 95 % Chance zu kippen) wählen. Nach einigem Überlegen entschieden wir uns für die 95 %-Variante. Wir konnten dann aber nicht den komplett schwierigen Kurs halten und kamen unbeschadet durch die Stromschnelle durch. Hippos Boot hatte zuvor die einfache Variante unbeschadet überstanden. Simons Boot hingegen hat es bei der schwierigen Welle komplett umgedreht. In dem einen Moment sah man das Boot, dann kam von unten die Welle und als wir das Boot wieder sahen, war es verkehrt herum. Das andere Boot war näher dran und half mit die Leute einzusammeln.

Wir verlorgen irgendwann ein Paddel verloren, was dann sogar noch sank. Weg war es. Eins der anderen Boote hatte aber Ersatz-Paddel dabei. Ein Boot war sogar mit einem Erste-Hilfe-Koffer und einer Rettungstrage ausgestattet.

Bis auf das verlorengegangene Paddel überstanden wir die nächsten 11 Stromschnellen unbeschadet. Doch dann sollte das Rafting noch mal so richtig abenteuerlich werden.

Auch die anderen Boote kippten



Simons Boot hatte zwischendurch noch mal Leute verloren. Den Brasilianer zog ich dann ins Boot. Er hatte nur noch einen Schuh. Das Kajak fand aber per Zufall den 2. Schuh und wir konnten ihn vollständig in Simons Boot zurück übergeben.



Natürlich mussten wir nicht die ganze Zeit hart durchpaddeln. Es gab auch entspannte Passagen. Auf einem längeren Stück konnte wer wollte ins Wasser springen und rumplanschen. Auch die Guides untereinander hatten ihren Spaß mit sich nass spritzen. Danach musste wieder einer nach dem anderen ins Boot gezogen werden. Rafting konnte also auch schön und spaßig sein.

Panik unter dem Rafting Boot



Bei Rapid 16 war die Chance auch wieder recht hoch, dass das Boot flippt. Naja, eigentlich waren wir bei dem Kommando „down“ unten, aber dann hat das Boot Bocksprünge gemacht und Frank und ich konnten uns nicht mehr halten. Wir waren beide direkt links vom Boot. Aus irgendeinem Grund hat es mich dann aber unter das Boot gezogen oder das Boot ist über mich drüber. Keine Ahnung, was da schief gelaufen war. Auf jeden Fall war ich unterm Boot, aber diesmal war das Boot ja noch richtig rum und ich hatte keinen luftleeren Raum wie beim ersten kippen.

Leichte Panik machte sich breit. Irgendwie schaffte ich es dann auf der rechten Seite wieder aufzutauchen. Meine Sorge galt direkt Frank, der aber schon längst wieder im Boot saß und wiederum mich vermisste. Ich wurde dann auch schnell reingezogen und wir mussten direkt weiterpaddeln. Frank dachte, dass er eine Mitschuld daran hatte, dass es mich rausgehauen hat. Aber das hatte ich von ganz alleine hinbekommen. Kojak fragte ganz irritiert, warum wir denn rausgesprungen wären. Franks Antwort war ganz einleuchtend: um uns zu erfrischen!

Wieder alles festgezurrt



Rapid 18 sollte es auch wieder in sich haben. Kojak zog meine Weste noch strammer. Der Gurt vom Helm hatte sich beim letzten mal auch gelockert. Alles festgezurrt wollten wir die nächste Stromschnelle meistern. Die ersten 2 Boote waren ohne zu flippen durchgekommen. Ein schlechtes Omen für uns? Ja! Wir sollten nicht so viel Glück haben. Die Anweisungen lauten wie folgt:

Erste Welle: „faster“, also schneller paddeln.
Zweite Welle: „down“
und dann hoffen wir, dass wir durch die 3. Welle kommen.

Bis zum „down“ war alles gut, aber als wir unten waren, lief wieder irgendetwas schief. Das Boot bockte erneut und Frank, die Norwegerin und ich gingen über Bord. Frank hatte das Glück wieder direkt am Boot zu hängen. Wir Mädels hatten es da nicht so einfach. Zwar war das Boot diesmal nicht über mir, aber dafür wurde ich ein paarmal mit den Strömungen unter Wasser gedrückt. Immer wenn ich gerade wieder nach oben kam und Luft holen konnte, drückte mich eine neue Welle wieder runter. Das ging ein paar Mal so. Das eine Kajak war schnell bei der Norwegerin. Ich schwamm zu dem anderen Kajak. Diesmal durfte ich mich hinten dranhängen. Wir wurden wieder an unser Boot übergeben. Natürlich hatte ich auch diesmal noch mein Paddel in der Hand.

Beim „Verlassen“ des Bootes hatte ich Kojak aus Versehen am Finger verletzt.



Zurück an Bord musste nur noch Rapid 19 geschafft werden. Das ging dann auch ganz ohne Komplikationen. Ich war heilfroh, als es endlich vorbei war. Die letzten 2 Abwürfe hatten es doch in sich.

Endlich hatten wir das Rafting hinter uns



Wir durften uns unserer ganzen Sachen entledigen. Helm ab, Weste und T-Shirt aus. Bis aufs T-Shirt mussten wir jedoch alles selber hochtragen, zusätzlich bekamen wir noch eine 0,5 Liter Wasserflasche in die Hand gedrückt.

Wie sollten wir das denn alles in den Händen halten??? Kurzerhand zog ich die Weste wieder an und den Helm auf. In der einen Hand das Paddel, in der anderen die Wasserflasche. So konnte es hoch gehen. Oder auch nicht.

Vom Bergrunter hatte ich immer noch weiche Knie und die Oberschenkelmuskeln schmerzten. Beim 3. „Sprung“ ins Wasser hatte ich auch ein wenig Wasser geschluckt, das noch irgendwo in mir drin schwappte. Das Hochlaufen wurde zur Qual. Selbst die Jungs, die die Kajaks hochtrugen, waren schneller als ich. Zwischendurch war mir beim kurz Pause machen um eigentlich mehr Luft zu bekommen, die Luft beinah weg geblieben.

Der Weg hoch aus der Schlucht



Kojak nahm mir den Helm ab und kippte mir Wasser über den Kopf. Das tat gut! Ich kämpfte mich weiter den Berg hoch und ließ mir dabei „afrikanische“ Zeit. Vielleicht wollte ich aber auch einfach nur mal die Langsamkeit entdecken. Die Guides boten sogar an mich hochzutragen, was ich eigentlich gerne angenommen hätte, ihnen aber nicht zumuten wollte.

Ziemlich zum Schluss stieß ich mir noch das Knie am Felsen. Nicht, dass ich damit schon gestern gegen Jessies-Stufen gestoßen wäre. Auf den allerletzten Metern blieb mir dann beinah erneut die Luft weg. Schon ein beklemmendes Gefühl. Während ich völlig fertig auf den Picknick Pavillon zusteuerte, kam ein Typ vom Veranstalter, der mir mein Paddel wegnehmen wollte. Noch Kojaks Worte im Ohr, dass wir Typen, die sich anbieten unsere Sachen hochzutragen, nicht trauen sollen, weil die die Sachen dann klauen, wollte ich mein Paddel nicht hergeben. Außerdem war ich damit beschäftigt überhaupt vernünftig Luft zu bekommen.

Am liebsten hätte ich ihm mit dem Paddel eins drüber gebraten. Aber dann habe ich doch los gelassen. Damit gab er sich aber nicht zufrieden. Die Weste wollte er auch noch haben. Jetzt reichte es aber! Völlig fertig ließ ich mich auf einen der Holzbalken fallen. Frank organisierte mir Wasser und Eiswürfel.

Essen geht (fast) immer



So schnell lässt sich mein Appetit allerdings nicht vertreiben, daher konnte und wollte ich mir den Lunch nicht entgehen lassen. Also rappelte ich mich mit wackeligen Beinen auf. Es gab Couscous-Salat, grünen Salat, leckeres Brot, Schmörkes und Schwein, Hühnchen und Rind. Sehr lecker! Meine Muskeln waren ziemlich am Flattern. Das machte die Benutzung von Messer und Gabel um so schwieriger.

Schon während der Tour überlegte ich mir, dass es vielleicht doch ganz schön wäre die Foto CD und die DVD mit dem Film zu kaufen. Auch wenn wir natürlich alles auf unserer eingebauten Festplatte abgespeichert haben, wäre es doch schön, wenn man zu Hause auch noch etwas davon zeigen könnte. Die Norweger kauften beides und wir teilten das dann durch 3. 15 USD pro Paar waren verträglicher als 45 USD.

Während der Fahrt zurück kühlte ich mein Gesicht und mein Knie abwechselnd mit einem Eiswürfel. Ich wurde langsam grün im Gesicht.

In der Stadt ließen wir uns bei der Post absetzen.

tbc

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